HipHop-Stile
-
Battle
-
Beispielalben: Eric B & Rakim – Dont‘ sweat the Technique (1992), Kool Savas – Der beste Tag meines Lebens (2002)
-
Filmvorschlag: 8 Mile (2002)
-
Beschreibung: Battlerap ist eine der Urformen im HipHop. Darin stehen sich meist zwei Personen gegenüber und battlen sich (gefreestylet, written oder wie im Red Bull Soundclash mit eigenen Songs). Für ein Battle sind lediglich zwei Kontrahenten, ein Beatboxer und unglaublich viel Talent vonnöten. So können unkompliziert kleine Sessions wie auch größere Veranstaltungen mit wenig Geldaufwand organisiert werden. Während der Inhalt recht oberflächlich bleibt, liegt der größte Fokus beim Battlen auf dem Talent und der Fähigkeit, Zuschauer zu unterhalten. Daraus entwickelte sich schnell ein Rapstil, in dem Punchlines und Skills die wichtigsten Elemente darstellen. Der Battlerap-Stil hat sich schließlich vom Battle emanzipiert. Etablierte KünstlerInnen battlen sich selten (Ausnahmen sind beispielweise Capital Bra oder Laas Unltd.). Dadurch trifft man in Battles wie DLTLLY oder Rap am Mittwoch auf ganz andere Protagonisten als auf den großen Showbühnen. Ist eine Karriere jedoch auf dem Battlen aufgebaut wie z.B. bei Eminem, Smoke D, Kool Savas oder Capital Bra, so erhalten die Künstler*innen große Anerkennung in der Szene.
-
-
Boom Bap
-
Entstehungszeit: 1980er Jahre
-
Entstehungsort: New York
-
Beispielalben: Run-D.M.C. – Run-D.M.C. (1984), Wu-Tang Clan – Enter the Wu-Tang (1993), A Tribe called quest – The low end theory (1991) u.v.v.v.m.
-
Beschreibung: Letztlich ist jeder HipHop-Song, der zwischen 1980 und Anfang der 1990er in New York produziert wurde, Boom Bap. Der Stil beschreibt eine Produktionstechnik, in der die Drums besonders auffällig herausgearbeitet werden. Ein tiefer Kick ("Boom") wird gefolgt von einer scheppernden Snare ("Bap"), während die Hi-Hat oft nur eine geringe Rolle spielt. Die Drumpatterns sind dabei rhythmisch sehr einfach gehalten. Hinzu kommen Samples, die abhängig vom Produzenten jazzig (J Dilla/Pete Rock), rockig (Rick Rubin) oder funky sind.
-
-
Bounce
-
Entstehungszeit: 1980er
-
Entstehungsort: New Orleans
-
Beschreibung: Bounce-Music ist eine Reaktion auf Boom-Bap aus New York. Durch die zahlreichen Interaktionen (beispielsweise call-and-response) mit dem Publikum entstand Bounce als Party- und Gute-Laune-Musik in New Orleans. Prägend wurde der „Triggerman-Beat“, welcher dort sehr häufig gesamplet wurde. Daraus entstand der typische Sound. Twerking - der typische Tanz, in dem Frauen und Drag-Queens den Po schütteln - war ursprünglich Teil einer Emanzipationsbewegung, ist heute jedoch beinahe zum Gegenteil geworden. (Man sehe sich beispielsweise Videos von 6ix9ine an)
-
-
Chopped and Screwed
-
Entstehungszeit: um 1990
-
Entstehungsort: Houston
-
Beispielalben: DJ Screw – 3’n The Mornin‘ (1996), Lil Wayne – Tha Carter Screwed And Chopped (2004)
-
Beschreibung: Die Chopped und Screwed-Technik wurde von DJ Screw entwickelt und zum prägenden Stil in Houston. In dieser werden Beats und Lyrics tiefer gepitcht, sodass ein langsamer, dunkler Sound entsteht. Der Sound wird häufig in Verbindung mit Drogentrips gebracht, auch wenn DJ Screw sich Zeit seines Lebens dagegen gewehrt hat. Eine andere Herleitung ist die heiße Klimazone, die zu einem getragenen Klang passe. Diese Technik wird heute nur noch selten angewendet.
-
-
Chopperstyle
-
Entstehungszeit: um 1980
-
Beispielsongs: Busta Rhymes – Break Ya Neck (2001), Twista – Overnight Celebrity (2004), Kollegah – Mondfinsternis (2011), Tech N9ne – Face Off (2019)
-
Chopperstyle wird die Technik bezeichnet, in der man möglichst schnell rappt. Der Name leitet sich vom Maschinengewehr AK-47 ab, welches auch Chopper genannt wird. Die größte Kunst besteht darin, gleichsam schnell wie auch verständlich zu bleiben. Der Stil entstand gemeinsam mit der Doubletime-Technik und wird besonders in der Midwest-Region praktiziert. Inzwischen wird er jedoch von vielen Rappern angewendet, die ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen möchten. Um eine hohe Silbenanzahl pro Sekunde im Doubletime zu erreichen, benötigt man umgekehrt einen etwas langsameren Beat.
-
-
Conscious
-
Beispielsongs: Grandmaster Flash and the Furious Five – The Message (1982), 2Pac – Changes (1998), Curse – Widerstand (2003)
-
Beschreibtung: Der Stil Conscious-Rap bezieht sich auf den Textinhalt. Darin werden philosophische, soziale, politische, theologische oder spirituelle Themen gewählt. Meist werden dafür eher ruhige und in sich gekehrte Beats verwendet. Songs können schnell oberflächlich und uninteressant wirken, wenn bestimmte Themen nicht intensiv genug behandelt werden. Obwohl beinahe alle bekannten Musiker*innen auch tiefgründige Texte schreiben, haben sich einige von ihnen besonders darauf spezialisiert (z.B. Common, Mos Def, Curse oder Freundeskreis). Conscious Rap gibt es seit den Anfängen des kommerziellen HipHops, um auf soziale und politische Missstände hinzuweisen.
-
-
Dipset
-
Entstehungszeit: Anfang 2000er
-
Entstehungsort: New York – Harlem
-
Beispielalben: The Diplomats – Diplomatic Immunity (2003), Eko Fresh – Ich bin jung und brauche das Geld (2003), Snaga & Pillath – Aus Liebe zum Spiel (2007)
-
Beschreibung: „Dipset“ bzw. „The Diplomats“ ist eine Rap-Crew aus Harlem – New York. Vertreter dieser Gruppe waren unter anderem Cam’ron und Juelz Santana. Ihr Stil wurde bald deutlich bekannter als die Rapper an sich. Dipset hat in Deutschland ab 2006 so gut wie jeden Rapper beeinflusst. Besondere Stilelemente sind komplexe Reimschemata, ein besonderer Humor aber auch die Arroganz. Letzteres wirkt sich sowohl inhaltlich als auch musikalisch aus – oft wurde sich nicht mal die Mühe gemacht, einen Reim zu finden, man hat Wörter einfach wiederholt. Besonders im deutschsprachigen Raum gab es eine starke Fokussierung auf Punchlines. Hochnäsigkeit wurde schließlich das Erfolgsrezept für Rapper wie Kanye West oder Eko Fresh. Ein extravaganter Modestil (Cam’ron trug zeitweise vorwiegend pinke Kleidung) ist im gegenwärtigen HipHop nahezu üblich.
-
-
Drill (Chicago)
-
Entstehungszeit: Anfang 2010er
-
Entstehungsort: Chicago
-
Beispielalben: Chief Keef – Finally Rich (2012), King Von – Levon James (2020), Lil Durk – 7220 (2022)
-
Beschreibung: Drill ist brutal und emotionslos. Der Begriff kommt vom Gebrauch automatischer Feuerwaffen. Der Musikstil ähnelt dem Trap, oft sind die Beats jedoch etwas langsamer und der Rap monotoner vorgetragen. Autotune wird von einigen Künstlern stark eingesetzt, von anderen hingegen seltener. Die vorherrschenden Themen sind – mehr als im Trap – Gewalt und Gangzugehörigkeit. Rapper wie Chief Keef (mit 16) oder Lil Durk (mit 21) wurden sehr früh von großen Plattenlabels entdeckt und unter Vertrag genommen. Nicht wenige der jungen Künstler sind früh gestorben.
-
-
Drill (UK)
-
Entstehungszeit: Anfang 2010er
-
Entstehungsort: London
-
Beispielalben: 67 – Lets Lurk (2016)
-
Beschreibung: Sehr schnell adaptierten Londoner Gangs den Stil aus Chicago und kombinierten ihn mit dem Grime. Der Sound unterscheidet sich dadurch vom Chicago-Drill. Ursprünglich nicht für eine breite Öffentlichkeit gedacht, veröffentlichten Gang-Mitglieder über TikTok Songs, um ihre eigene Gewaltbereitschaft zu demonstrieren und sich über verfeindete Gruppen und ermordete Personen lustig zu machen. Anders als in den USA treten die Künstler im UK-Drill im Kollektiv und häufig vermummt auf. Gruppen wie CGM, 67 oder Harlem Spartans haben den UK-Drill weltweit bekannt gemacht und beeinflussen mit ihrem Stil zahlreiche andere Künstler. Seit die Londoner Polizei gegen die Rapper vorgeht, wird diskutiert, ob der Drill die Gewalt erzeugt oder umgekehrt.
-
-
Drill (Brooklyn)
-
Entstehungszeit: 2010er
-
Entstehungsort: New York – Brooklyn
-
Beispielalben: Pop Smoke – Meet the Woo (2019)
-
Beschreibung: Pop Smoke war die schillernde Figur, die den New Yorker Drill etabliert hat. Durch die Zusammenarbeit mit britischen Produzenten war er – wie auch der gesamte Brooklyn-Drill – stärker beeinflusst vom UK-Drill als vom Chicago-Drill.
-
-
Drill (Bronx, oder Sample-Drill)
-
Beschreibung: Seit den 2020er Jahren wurden zum Brooklyn-Drill-Stil bekannte Gesangssamples verwendet. Es werden Songs verwendet wie beispielsweise Akon – Belly Dancer (in: Kay Flock – Shake It) oder Aqua – Barbie Girl (in: Nicki Minaj – Barbie Girl).
-
-
Gangsta
-
Entstehungszeit: um 1985
-
Entstehungsort: Los Angeles
-
Beispielalben: N.W.A. – Straight Outta Compton (1988), Tupac – All Eyez on Me (1996), Bushido – Vom Bordstein bis zur Skyline (2003)
-
Beschreibung: Die Themen im Gangsta-Stil drehen sich meistens um Kriminalität, Drogenhandel und Gangmitgliedschaft. Während im Battle-Rap die Person gegenüber erniedrigt wird, erhöht man sich selbst im Gangsta-Rap. Das Leben des Gangsters wird dabei verherrlicht. Ursprünglich als provokative Stimme der unterdrückten Schwarzen in L.A. ist der Gangsta-Rap heute längst fester Bestandteil der HipHop-Kultur.
-
-
G-Funk
-
Entstehungszeit: um 1990
-
Entstehungsort: Los Angeles
-
Beispielalben: Dr. Dre – The Chronic (1992), Snoop Dogg – Doggystyle (1993), Warren G – Regulate… G Funk Era (1994)
-
Beschreibung: G-Funk (Gangster-Funk) war die bedeutendste Antwort der Westcoast-Rapper*innen auf die Boom Bap-Musik New Yorks. Der Stil wurde geprägt von maßgeblich einer Person, die trotz Widerstände fest an die Kraft des G-Funks geglaubt hatte: Dr. Dre. Der Name dieses Stils leitet sich vom P-Funk ab – ein Funk-Stil mit häufigen synthetischen Melodien und Bässen. Dr. Dre fügte dem noch Drums mit besonders harten Kicks hinzu – inspiriert wohl von den springenden Autos (Lowrider) in den Musikvideos (so z.B. in Dr. Dre – Still D.R.E.).
-
-
Grime
-
Entstehungszeit: Anfang 2000er
-
Entstehungsort: Großbritannien
-
Beispielalben: Skepta – Konnichiwa (2016), Wiley – Godfather (2017)
-
Beschreibung: Grundlage des britischen Grime ist kein anderer Rapstil sondern Electro, Garagerock und der Twostep. Nach den ersten Hits von Wiley oder Jme begannen viele kleinere englische Clubs, Grime aufzulegen. Dabei war er lange Zeit eher unbekannt neben dem weltweit bekannten Dubstep, der ebenfalls aus England kommt. Spätestens als Kanye West 2015 zahlreiche Grime-Künstler*innen in den Brit-Awards mit auf die Bühne nahm, wurde der Musikstil international erfolgreich. Der elektronische Sound lässt sich sehr gut mit dem Trap aus den Südstaaten der USA verbinden. Anders als andere Rapstile ist der Grime mit 130 bpm oder mehr sehr schnell.
-
-
Mumble-Rap (Cloud-Rap)
-
Entstehungszeit: um 2012
-
Entstehungsort: Memphis/Südstaaten
-
Beispielalben: Future - Pluto (2012), LGoony - Grape Tape (2015)
-
Beschreibung: "Ich schreibe was auf, kann meine Schrift nicht lesen und nehme das auf." (Haiyti in "Könnt ihr uns hören" S. 405) Mumble-Rap wird - wie der Name bereits sagt - vorwiegend genuschelt. Mit Hilfe von AutoTune erhält der Rap einen synthetischen Sound. Im Gegensatz zu früheren Stilen ist der Klang der Wörter wichtiger als der Inhalt. So tauchen nicht selten grammatikalisch falsche und unlogische Sätze auf. Während sich einige Künstler*innen der alten Schule mit dem neuen Stil schwertun, können andere sich damit durchaus anfreunden.
-
-
Street
-
Beispielalben: Grandmaster Flash and the Furious Five – The Message (1982), Nas – It was written (1996), Sido – Maske (2004)
-
Beschreibung: “Ich bin kein Gangster, kein Killer, ich bin kein Dieb, ich bin nicht grundlos böse, ich bin nur ein Junge von der Straße.“ Dieses Zitat von Sido könnte eine Definition von Street Rap sein. Im Straßenrap werden eine Gegend und deren Menschen ungeschönt und unglorifiziert beschrieben. Dies kann in Form von Beschreibungen, als Storytelling, als Concious-Rap oder auch im übertragenen Sinne deskriptiv geschehen. Dadurch erhalten Menschen am Rande der Gesellschaft Aufmerksamkeit. Street Rap erfüllt damit einen wichtigen sozialen Auftrag.
-
-
Trap
-
Entstehungszeit: Anfang 2000er
-
Entstehungsort: Atlanta, Südstaaten
-
Beispielalben: T.I. – Trap Muzik (2003), Migos – Culture (2017), Drake – More Drama (2017), Shindy – Drama (2019)
-
Beschreibung: HipHop ohne Trap ist heute nicht mehr vorstellbar. Er entstand in den Südstaaten und verbreitete sich im Laufe der 2010er Jahre weltweit. T.I., der Begründer dieses Stils, legte bereits 2003 Grundlagen hierfür. Trap bezeichnete ursprünglich den Ort des Kokainhandels – ein langwieriges Problem, welches in den Südstaaten allgegenwärtig war. Allmählich entstand daraus ein musikalischer Stil, der auf den Einflüssen des Miami Bass, Crunk Muzik und der Screwed-Technik beruhte. Charakteristische Merkmale sind unter anderem (nicht alle sind in jedem Trap-Song zwingend enthalten): sehr prägnante HiHats, die unregelmäßig und mit vielen Zweiunddreißigsteln bzw. Vierundsechzigsteln zu hören sind; sehr tiefe Bässe; oft sehr sphärische, unrhythmische Hintergrundsounds; Adlibs wie „Scurrr“ oder „Whoop“; triolischer Rap mit vielen Pausen. Trap kann rhythmisch sehr komplex sein. Beispiele hierfür sind: Tunnel Vision von Kodak Black, Wants and Needs von Drake oder Kids Turned Out Fine von A$AP Rocky.
-
Dieser Text ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International.
2024 Daniel Hikaru Grote